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Der berechnende Dürer
Albrecht Dürer und die mathematischen Wissensfelder seiner Zeit
Kein anderer deutscher Künstler verkörpert Ideal und Klischee vom „Pictor doctus“ derart vollkommen wie Albrecht Dürer. Er hat nicht nur ein Geometrielehrbuch veröffentlicht, eine Proportionslehre verfasst und Perspektivapparate erfunden, sondern auch eine Festungskunde geschrieben und Welt- und Sternenkarten entworfen. Schon Dürers frühe Aktzeichnungen weisen Reste von Zirkelschlägen auf, mittels derer er angeblich verborgenen Regeln der Körperproportion nachspürte. Dürers Kupferstich der „Melancholie“ schließlich verbildlicht die Kehrseiten zählenden und messenden Verstehen-Wollens der Welt wie kein zweites Sinnbild vergeblichen Forschens.
Die Wissenschaftsgeschichte kennt den Mathematiker Dürer schon seit langem und würdigt ihn als Verfasser der „ersten darstellenden Geometrie in deutscher Sprache“ (Karl Immanuel Gerhardt: Geschichte der Mathematik in Deutschland, 1877). Und auch die Kunstgeschichte verdankt Dürers mathematischen Aktivitäten methodische Meilensteine, wenn sie etwa an seinem Beispiel das Phänomen der Perspektive vom „technisch-mathematischen Problem“ zum „Symbol“ und damit „künstlerischen Problem“ befördert (Erwin Panofsky: „Perspektive als symbolische Form“, 1924).
Die Tagung zieht zunächst Bilanz zum heutigen Wissen über Dürers Mathematik, die von den beiden Seiten der Wissenschaftsgeschichte und der Kunstgeschichte her beleuchtet werden soll. Sodann ist eine abwägende Bewertung des Mathematikers Dürer als Neuerer und/oder Kompilator vorgesehen. Vergleichende Betrachtungen der Vorbildwirkung von Euklid und Regiomontan bis zu den zeitgenössischen italienischen Theoretikern stehen ebenso auf dem Programm wie der Topos vom besonders anregenden – da praxisorientiert-außeruniversitären – Wirkungsort Nürnberg an der Wende zur Neuzeit. Schließlich wird das Vorurteil der vermeintlich geringen Resonanz auf Dürers Schriften und deren angeblich mangelhafte Anwenderorientiertheit auf den Prüfstand kommen.
Donnerstag, 25.09.2008, 19:00 – 20:00 Uhr |
Wie viel Angst darf man (als Kunstwissenschaftler) vor der Mathematik haben? Prof. Dr. Herwig Hauser, Universität Wien |
Freitag, 26.09.2008, 09:00 – 09:40 Uhr |
Mathematisches Wissen an der Wende des 15. und 16. Jahrhunderts Prof. Dr. Menso Folkerts, Universität München |
Freitag, 26.09.2008, 09:40 – 10:20 Uhr |
Die Ordnung der Dinge und die Logik des Subjekts – Zur Entstehung der Einzelwissenschaften in der Dürerzeit [Prof. Dr. Christian Thiel, entfallen wegen Krankheit] |
Freitag, 26.09.2008, 10:20 – 10:40 Uhr |
Kaffeepause |
Freitag, 26.09.2008, 10:40 – 11:20 Uhr |
Zur Bedeutung der Nürnberger Rechenschulen in der Renaissance-Zeit – zwischen Dominanz und fehlendem Einfluss Prof. Dr. Stefan Deschauer, TU Dresden |
Freitag, 26.09.2008, 11:20 – 12:00 Uhr |
Die Rezeption von Dürers Geometrie und Kunsttheorie in der Literatur des 16. Jahrhunderts Prof. Dr. Andreas Kühne, Universität München |
Freitag, 26.09.2008, 12:00 – 12:40 Uhr |
Die Geschichte der Darstellungen des Ikosaeders Prof. Dr. Benno Artmann, Georg-August-Universität Göttingen |
Freitag, 26.09.2008, 12:40 – 13:00 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 26.09.2008, 13:00 – 14:00 Uhr |
Mittagspause |
Freitag, 26.09.2008, 14:00 – 14:40 Uhr |
Messen und Abmessen. Dürers konstruktive und visuelle Geometrie Prof. Dr. Jeanne Peiffer, Centre Alexandre Koyré, Paris |
Freitag, 26.09.2008, 14:40 – 15:20 Uhr |
Mensuromania Prof. Dr. Berthold Hinz, Universität Kassel |
Freitag, 26.09.2008, 15:20 – 16:00 Uhr |
„Ein rechte Maß gibt eine gute Gestalt, und nit allein im Gemäl“. Dürers Maßverständnis zwischen Theorie, Praxis und Ethik PD Dr. Elena Filippi, Ludwig-Maximilians-Universität München |
Freitag, 26.09.2008, 16:00 – 16:20 Uhr |
Kaffeepause |
Freitag, 26.09.2008, 16:20 – 17:00 Uhr |
„Geometria practica” und „ars pictoria theorica”: Dürer zwischen Theorie und Praxis Dr. Sibylle Gluch, Mathematisch-Physikalischer Salon der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden |
Freitag, 26.09.2008, 17:00 – 17:40 Uhr |
Der Wandel in Dürers Suche nach ästhetischen Normen Ilse Hammerschmied, Ernstbrunn |
Freitag, 26.09.2008, 17:40 – 18:20 Uhr |
Ein Quellenfund: Die anonyme Auflistung aller archimedischen Polyeder und ihrer Erzeugung aus platonischen Körpern aus Dürers Zeit und Umfeld Prof. Dr. Peter Schreiber, Universität Greifswald, Institut für Mathematik und Informatik |
Freitag, 26.09.2008, 18:20 – 18:40 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 26.09.2008, 20:00 – 21:00 Uhr |
Mathematik und Astronomie in der Renaissance Prof. Dr. habil. Renate Tobies, Universität Braunschweig |
Samstag, 27.09.2008, 09:00 – 09:40 Uhr |
Albrecht Dürers Perspektivtisch und seine Nachfolger Dr. Sven Hauschke, Stadtbibliothek Nürnberg |
Samstag, 27.09.2008, 09:40 – 10:20 Uhr |
Dürers Sammler – Die theoretischen Werke zwischen Gelehrtenbibliotheken und fürstlicher Kunstkammer Prof. Dr. Anja Grebe, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg |
Samstag, 27.09.2008, 10:20 – 10:40 Uhr |
Kaffeepause |
Samstag, 27.09.2008, 10:40 – 11:20 Uhr |
Die italienische Rezeption der Unterweisung der Messung durch Künstler, Wissenschaftler, Humanisten und Gelehrte im XVI. Jahrhundert Prof. Dr. Giovanni Maria Fara, Università degli Studi di Siena |
Samstag, 27.09.2008, 11:20 – 12:00 Uhr |
Dürers Proportionslehre und ihre Rezeption in Italien durch Lomazzo Dr. Christian Ring, Hamburg |
Samstag, 27.09.2008, 12:00 – 12:40 Uhr |
Ein Dürer-Projekt: Dürer Digital als Impuls für den Mathematikunterricht Prof. Dr. Manfred J. Bauch, Universität Bayreuth |
Samstag, 27.09.2008, 12:40 – 13:00 Uhr |
Diskussion |
Samstag, 27.09.2008, 13:00 – 14:00 Uhr |
Mittagspause |
Samstag, 27.09.2008, 14:00 – 18:00 Uhr |
Besichtigung der Ausstellung „Heilige und Hasen. Bücherschätze der Dürerzeit“. Führung und Diskussion Dr. Thomas Eser, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg |
Veranstalter: | Internationales Symposium des Germanischen Nationalmuseums
Cauchy-Forum-Nürnberg e.V. |
Ort: | Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Aufseß-Saal |
Konzeption: | Dr. Thomas Eser, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
OStR Günter Löffladt, Cauchy-Forum-Nürnberg e.V. |
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