Personen-Lexikon
Lexikon der Referenten der „Leitfossilien“-Reihe und weiterer Wissenschaftler
Prof. Dr. habil. Renate Tobies
Renate Tobies ist Gastprofessorin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Sie erwarb ihre akademischen Qualifikationen in Leipzig, wo sie Mathematik, Chemie, Physik, Pädagogik, Psychologie studierte, promovierte und sich für das Gebiet Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften habilitierte. Von 1975 bis 1993 Mitarbeiterin am ältesten Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften (Karl-Sudhoff-Institut), ging sie im SS 1993 auf die Sofja-Kowalewskaja-Gastprofessur nach Kaiserslautern (Universität und Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik), wo sie im Rahmen eines Landesprojektes Rheinland/Pfalz "Einflussfaktoren auf Karrieren in Mathematik und Naturwissenschaften" und im Rahmen eines interdisziplinäres Projekt der Volkswagenstiftung mehrere Tausend "Berufswege in der Mathematik" analysierte. Sie lehrte Geschichte der Mathematik an den Universitäten Braunschweig, Göttingen, Jena, Kaiserslautern, Leipzig, Oldenburg, Saarbrücken sowie Linz und Graz in Österreich. Dazu hatte sie zehn Gastprofessuren (u.a. die Sofja-Kowalewskaja-Gastprofessur in Kaiserslautern und zweimal die Maria-Goeppert-Mayer-Gastprofessur an der TU Braunschweig) und eine Lehrstuhlvertretung Geschichte der Naturwissenschaften und Technik an der Universität Stuttgart inne. Außerdem betreute sie als Managing Editor 20 Jahre lang, 1988-2007, die NTM-Internationale Zeitschrift für Geschichte und Ethik der Medizin, Naturwissenschaften und Technik (Birkhäuser, Basel). Sie ist Korrespondierendes Mitglied der Académie Internationale d'Histoire des Sciences, Paris, und Auswärtiges Mitglied der Agder Akademiet (Agder Academy of Sciences and Letters) in Kristiansand, Norwegen.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Mathematik und ihre Anwendungen im 19. und 20. Jahrhundert, allgemeine Wissenschafts- und Bildungsgeschichte, das Thema Frauen in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik sowie Berufslaufbahnforschung in der Mathematik und im mathematisch-naturwissenschaftlichen Lehramt. Sie publizierte inzwischen zehn Bücher. Ihre Ergebnisse schlugen sich zudem in mehreren hundert Aufsätzen, zahlreichen Lexikon-Artikeln u.a. nieder. Das Buch "Morgen möchte ich wieder 100 herrliche Sachen ausrechnen": Iris Runge bei Osram und Telefunken verknüpft ihre verschiedenen Forschungsfelder, ist in vielerlei Hinsicht innovativ und wurde bereits mit dem Ehrenpreis der Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens e.V. ausgezeichnet.
Auf der Basis langjähriger Quellenstudien publizierte sie 2019 das Buch „Felix Klein: Visionen für Mathematik, Anwendungen und Unterricht“ (Heidelberg: Springer Spektrum), das viel Neues über diesen Mathematiker, Wissenschaftsorganisator und Unterrichtsreformer enthält. Felix Klein (1849–1925), der bereits im Alter von 23 ordentlicher Professur an der Universität Erlangen wurde, bahnte Wege, damit Mathematik Bestandteil der Kultur sowie ein zunehmend besseres Instrument für wissenschaftlich-technischen Fortschritt werden konnte. Darüber hinaus reformierte er die akademische Welt seiner Zeit, war ein Vorreiter in vielerlei Hinsicht.
Curriculum Vitae
1975 | Promotion |
1975 – 1993 | Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften (Karl-Sudhoff-Institut) |
1986 | Habilitation für das Gebiet Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften |
1988 – 2007 | Managing Editor der Internationalen Zeitschrift für Geschichte und Ethik der Naturwissenschaften, Technik und Medizin |
1993 | Sofja-Kowalewskaja-Gastprofessorin, Universität Kaiserslautern |
2001 | Gastprofessur an der Johannes Kepler Universität Linz (Österreich) |
2003 – 2004 | Maria-Goeppert-Mayer-Gastprofessorin, TU Braunschweig |
2004 – 2005 | Lehrstuhlvertretung Geschichte der Naturwissenschaften und Technik, Universität Stuttgart |
2005 | Maria-Goeppert-Mayer-Gastprofessorin, TU Braunschweig |
2005 – 2006 | Internationale und interdisziplinäre Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung des Landes Rheinland-Pfalz, TU Kaiserslautern |
2006 | Gastprofessur an der Johannes Kepler Universität Linz (Österreich) |
2008 | Gastprofessur Gender Studies, Fachrichtung Mathematik der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät I der Universität des Saarlandes |
Seit 2010 | Gastprofessur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena |
2014 | Gastprofessur an der Johannes Kepler Universität Linz (Österreich) |
2017 | Gastprofessur an der Johannes Kepler Universität Linz (Österreich) |
Vorträge bei uns
18.11.2015 19:00 – 20:30 | Marie Skłodowska-Curie und die Entdeckung radioaktiver Elemente | Die Welt der Elemente |
13.11.2012 15:30 – 16:45 | Klein, Hilbert und die allseitige Entwicklung der Mathematik | „Wir müssen wissen, und wir werden wissen“ |
20.06.2012 19:00 – 20:30 | „Amazonen sind auch auf geistigem Gebiet naturwidrig!“ – der lange Weg der Frauen an die Universität | Mathematics on Stage |
13.07.2011 19:00 – 20:30 | Mathematik im Industrielabor | Mathematics on Stage |
04.12.2008 19:00 – 20:30 | Mathematik und Technik – Der gebändigte Strom | Alles, was zählt |
26.09.2008 20:00 – 21:00 | Mathematik und Astronomie in der Renaissance | Der berechnende Dürer |
23.03.2002 12:30 – 13:30 | Podiumsdiskussion: Emmy Noether – Historische und aktuelle Perspektiven | Emmy-Noether-Festkolloquium |
23.03.2002 09:30 – 11:00 | Emmy Noether und ihre mathematische Schule | Emmy-Noether-Festkolloquium |
22.01.2002 18:15 – 19:45 | Berufswege von Mathematikabsolvierenden zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts | Frauen in den Naturwissenschaften |
08.11.2001 19:00 – 20:30 | Felix Klein – allseitige Entwicklung der Mathematik und ihrer Anwendungen | Leitfossilien mathematischen Denkens |