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Von der Kraft zur Energie

Naturwissenschaftliche Grundlagen der Eisenbahn und technische Anwendungen der Wärmelehre

Anlässlich des 175. Jahrestags der ersten Eisenbahnfahrt in Deutschland mit dem Adler von Nürnberg nach Fürth und des Wissenschaftsjahrs Energie befasst sich die BZ-Herbstreihe „Von der Kraft zur Energie“ mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Eisenbahn und den technische Anwendungen der Wärmelehre. Das Spektrum reicht von den Gründervätern des Motorenbaus bis zum Verständnis der Kernreaktionen in der Sonne. Die Erfinder der Dampfmaschine werden dabei ebenso vorgestellt wie in der Region wirkende Forscher wie Georg Simon Ohm. Die Reihe zeigt aber auch die grundlegenden Einsichten von Julius Robert von Mayer, Hermann von Helmholtz und Ludwig Boltzmann wie die Hauptsätze der Thermodynamik, die anschaulich erklärt werden. Die Quantenmechanik ist durch die Arbeiten von Max Planck vertreten, der mit seinem Wirkungsquantum Teilchen- und Welleneigenschaften verknüpft und erkennt, dass Energie nur in Portionen vorkommt.

Mittwoch, 20.10.2010, 19:00 – 20:30 Uhr

Die Kraft des Dampfs: Matthew Boulton, James Watt und die Dampfmaschine

Thony Christie, Erlangen

Dass Dampf als Antriebsquelle benutzt werden könnte, war seit die Antike bekannt, aber es waren erst der englische Industrielle Matthew Boulton und der schottischen Ingenieur James Watt, die die Dampfmaschine so perfektionierten, dass man damit arbeiten konnte, und das Zeitalter der Maschinen einführten.

Mittwoch, 27.10.2010, 19:00 – 20:30 Uhr

Rudolf Diesel – Von der thermodynamische Theorie zu einem funktionierenden Motor

André Maria Widmann, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg

Alle Technik ist Physik, denn das technische Konstrukt ist die artefaktische Rekonstruktion physikalischer Gesetze. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert etabliert sich eine neue Generation von praktischen Wissenschaftlern, die konstruktive Fertigkeiten und naturwissenschaftliches Wissen vereinen: die Ingenieure. Einer von ihnen ist Rudolf Diesel. Er hat die Vision, die thermodynamische Theorie des Sadi Carnot in einer Maschine zu realisieren.

Mittwoch, 03.11.2010, 19:00 – 20:30 Uhr

Georg Simon Ohm und die Erforschung des elektrischen Stroms

Prof. Dr. Ekkehard Wagner, Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg

Im Jahr der Französischen Revolution wurde Georg Simon Ohm in Erlangen geboren – also mitten hinein in die stürmische Zeit revolutionärer Veränderungen in allen Lebensbereichen. Glücksfall besonderer Art war es, dass er 1833 an die eben zur königlich-bairischen erhobenen, vormals städtischen „Polytechnischen Schule“ zu Nürnberg berufen wurde, dort als Professor für Mathematik und Physik lehrte, diese „Anstalt“ dann noch als Rektor führte, bis er vom König als Universitätsprofessor nach München berufen wurde. Berühmt durch sein nach ihm benanntes grundlegendes Gesetz der Stromleitung, hoch geehrt als Wissenschaftler und begnadeter Lehrer muss die Bedeutung seines Wirkens im Zusammenhang mit dem Beginn der 1. Industriellen Revolution in Mitteleuropa beurteilt werden, die vom damals wieder aufstrebenden Nürnberg besondere Impulse erhielt.

Mittwoch, 17.11.2010, 19:00 – 20:30 Uhr

Die Entdeckung der nuklearen Energie – Bethe, Hahn, von Weizsäcker und andere

Dr. Horst Kant, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigte man sich mit dem Aufbau der Atome und den Eigenschaften ihrer Bausteine. Das Jahr 1932 wurde zum Schlüsseljahr in der Entwicklung der Kernphysik und die Umwandlung von Atomkernen ein Schwerpunkt der Forschung. Ende der 1930er Jahre rückten die beiden Möglichkeiten nuklearer Energiegewinnung schlagartig ins Blickfeld: Hans Bethe und Carl Friedrich von Weizsäcker erklärten unabhängig voneinander die Kernfusion als Quelle der Sternenergie, Otto Hahn und Fritz Straßmann entdeckten bei ihren radiochemischen Untersuchungen über Transurane die Kernspaltung.

Mittwoch, 24.11.2010, 19:00 – 20:30 Uhr

Julius Robert Mayer und Hermann von Helmholtz: Energietrans­formation und Energieerhaltung

Dr. Rudolf Kötter, Zentralinstitut für Angewandte Ethik und Wissen­schaftskommunikation der Universität Erlangen-Nürnberg

Dass „mechanische Kräfte“ und Wärmeentwicklung irgendwie zusammenhängen, war den Menschen aus ihrer alltäglichen Praxis schon immer bekannt und mit der Entwicklung der Dampfmaschine fand diese Erfahrung auch einen raffinierten technischen Ausdruck. Schwieriger war es jedoch, diesem Zusammenhang wissenschaftlich, d. h. von der Seite der Physik näher zu kommen. Erst die romantische Naturphilosophie lieferte eine Heuristik für die Klärung dieses Zusammenhangs und Robert J. Mayer war der Erste, der die philosophischen Prinzipien nutzte, um eine physikalische Idee von der Energieerhaltung zu formulieren. Nur wenige Jahre später gelang es dann Hermann v. Helmholtz, diese Idee in der Sprache der Physik auszudrücken. Im Vortrag soll dieser ideengeschichtliche Übergang dargestellt und seine Konsequenzen aufgezeigt werden.

Mittwoch, 01.12.2010, 19:00 – 20:30 Uhr

Max Planck – Revolutionär wider Willen

Prof. Dr. Dieter Hoffmann, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

„Eine einzigartige Tat, die nicht nur der Physik, sondern dem Weltbild aller Menschen eine neue Wendung gegeben hat“, nannte Max von Laue die Quantentheorie. Als deren „Vater“ ist Max Planck in die Physikgeschichte eingegangen, obwohl er den revolutionären Konsequenzen seiner Quantenhypothese lange Zeit skeptisch gegenüberstand und so zum Revolutionär wider Willen wurde. Doch nicht nur in der Physik, auch in gesellschaftlichen Fragen bevorzugte Planck die bewährte Ordnung und Kontinuität, so dass die politischen Umbrüche in seinem fast 90jährigen Leben seine Weltsicht kaum erschüttert haben. Diese war ganz auf die Wissenschaft ausgerichtet, der er im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und auch noch im zerstörten Nachkriegsdeutschland als herausragender Physiker, aber auch als einflussreicher Wissenschaftsorganisator mit den vermeintlichen Tugenden preußischer Pflichterfüllung und Staatstreue zu dienen bemüht war.

Mittwoch, 08.12.2010, 19:00 – 20:30 Uhr

Wärme – Temperatur – Energie: Die physikalischen Grundlagen von Mobilität und Komfort

Prof. Dr. Jan-Peter Meyn, Physikalisches Institut der Universität Erlangen-Nürnberg

Kann man mit Abwärme heizen? Was ist der Unterschied zwischen Wärme und Abwärme, oder gibt es gar keinen? Warum kann man im Wohnungsbau den Energiebedarf für Heizung drastisch senken, während die Verringerung des Benzinverbrauchs im Auto nur wenig Fortschritte macht? Aufbauend auf den Begriffen Temperatur, Wärme und Energie werden die Grundlagen der Thermodynamik erarbeitet, mit denen alle Bereiche des Energieumsatzes im Alltag prinzipiell erfasst werden können.

Veranstalter: Bildungszentrum Nürnberg, Fachteams Naturwissenschaften und Planetarium
Ort: Nicolaus-Copernicus-Planetarium, Am Plärrer 41, jeweils Mittwoch 19:00 - 20:30 Uhr, Einzelkarte vor Ort je 7 €, ermäßigt 5 € (Reihe 39 €, BZ-Kurs-Nr. 00 830)
Konzeption: Cauchy-Forum-Nürnberg e.V.
Kooperationspartner: Zentralinstitut für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation der Universität Erlangen-Nürnberg
Förderer: SIPOS Aktorik GmbH, Altdorf
Veröffentlichte Dateien: Flyer