Personen-Lexikon

Lexikon der Referenten der „Leitfossilien“-Reihe und weiterer Wissenschaftler

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Prof. Dr. Christian Thiel

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Christian Thiel begann seine Schulzeit 1943 in Wien und machte 1956 an einer „Oberrealschule“ in Nürnberg sein Abitur. Er studierte (mit der Ausnahme eines Jahres in Kunsterziehung an der Kunstakademie München) an den Universitäten Erlangen und München (LMU); zu seinen Lehrern gehörten Rudolf Zocher und Paul Lorenzen in Philosophie, Wilhelm Specht und Georg Nöbeling in Mathematik und Georg Weippert in Soziologie. Nach der Promotion zum Dr. phil. im Fach Philosophie in Erlangen 1965 war er Postdoctoral Fellow an der University of Texas at Austin, wo er 1967 auch als Assistant Professor lehrte. Nach der Rückkehr nach Erlangen wurde er dort Assistent von Paul Lorenzen und erwarb 1970 die ‘venia legendi’ für Philosophie. Nach Lehrstuhlvertretungen für Philosophie in Konstanz und Kiel nahm er 1972 einen Ruf auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der RWTH Aachen an. Zehn Jahre später wurde er Nachfolger Paul Lorenzens an der Universität Erlangen-Nürnberg, dort zugleich geschäftsführender Direktor des Interdisziplinären Instituts für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte. 2005 ging er als Professor emeritus in den Ruhestand.

Seit 1993 war er korrespondierendes Mitglied der Académie Internationale de Philosophie des Sciences, seit 1997 Vollmitglied und seit 2012 „membre émérite“. Seit 2000 gehört er auch als Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina an. Zu seinen Veröffentlichungen gehören “Sinn und Bedeutung in der Logik Gottlob Freges” (1965, englisch 1968, spanisch 1972). “Grundlagenkrise und Grundlagenstreit” (1972). “Elementare Logik” (1983). “Philosophie und Mathematik” (1995). “Fregeana. Zwölf Studien über Freges Logik” (2022, hg. v. Volker Peckhaus) sowie mehr als 200 Aufsätze und Beiträge zu Sammelbänden und Enzyklopädien, und über 500 Artikel für die “Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie” (1980–1996. 2. Auflage 2005–2018 in 8 Bänden). Er ist auch Herausgeber der Centenarausgabe von Freges “Die Grundlagen der Arithmetik” (1986).

Curriculum Vitae

1937 Geboren in Neusalz/Oder
1956 – 1965 Studium von Philosophie, Mathematik, Soziologie, zeitweise Psychologie und Kunsterziehung an der Universität Erlangen und der Akademie der Bildenden Künste München
1962 Doktorandenstipendium der Fritz-Thyssen-Stiftung
1965 Promotion „summa cum laude“ zum Dr. phil. (Dissertation: Sinn und Bedeutung in der Logik Gottlob Freges; Referent Rudolf Zocher, Korreferent Paul Lorenzen)
1966 Postdoctoral Fellow, University of Texas at Austin
1967 Assistant Professor am Department of Philosophy der University of Texas at Austin
1967 Wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Erlangen-Nürnberg
Seit 1968 Mitglied DVMLG
1970 Habilitation für Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg bei Paul Lorenzen mit der Arbeit "Grundlagenkrise und Grundlagenstreit. Studie über das normative Fundament der Wissenschaften am Beispiel von Mathematik und Sozialwissenschaft" (veröffentlicht Meisenheim 1972)
1970 Lehrstuhlvertretung an der Universität Konstanz
1970 – 1971 Lehrstuhlvertretung an der Christian-Albrechts-Universität Kiel
1971 Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat am Institut für Philosophie an der Universität Erlangen-Nürnberg
1972 o. Prof. für Philosophie und Wissenschaftstheorie, RWTH Aachen
1974 Prodekan der Philosophischen Fakultät an der RWTH Aachen
1975 Dekan der Philosophischen Fakultät an der RWTH Aachen
Seit 1978 Mitglied DMV
1982 o. Prof. für Philosophie, Universität Erlangen-Nürnberg; geschäftsführender Vorstand des Interdisziplinären Instituts für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte
Seit 1993 Korrespondierendes Mitglied der Académie Internationale de Philosophie des Sciences, Brüssel
Seit 1997 Mitglied der Académie Internationale de Philosophie des Sciences
2000 – 2002 Studiendekan der Philosophischen Fakultät I der FAU
Seit 2000 Mitglied Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
2005 emeritiert
2005 – 2008 Vice-Président der Académie Internationale de Philosophie des Sciences
Seit 2014 Mitglied der Simon Marius Gesellschaft (SiMaG)

Vorträge bei uns

11.12.2008 19:00 – 20:30 Mathematik und Philosophie – Haben Mathematiker/-innen philosophische Probleme? Alles, was zählt
14.10.2004 19:00 – 20:30 Kurt Gödel und die Begründungsprobleme der Mathematik Leitfossilien der Logik und Informatik – Vom Abakus zum Quantencomputer III
23.10.2003 19:00 – 20:30 Gottlob Frege – Begründer der mathematischen Logik Leitfossilien der Logik und Informatik – Vom Abakus zum Quantencomputer II
22.10.1998 19:00 – 20:30 Leonardo da Vinci zwischen Wissenschaft, Kunst und Philosophie Leitfossilien naturwissenschaftlichen Denkens