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Simon Marius und der Wandel im Weltbild
Im Rahmen des Jubiläums „Simon Marius 1573 – 1624“
Anmeldung zu der Tagung in Ansbach, 20.-22.06.2024:
Formlos per Webformular der Simon Marius Gesellschaft.
Tagungsentgelt: frei (ohne Teilnahmegebühr)
Donnerstag, 20.06.2024, 15:00 – 16:00 Uhr |
Führung durch die Ausstellung „Simon Marius und die Bücherwelt des 17. Jahrhunderts“ Christian Mantsch, Leiter Staatliche Bibliothek Ansbach – Schlossbibliothek Staatliche Bibliothek Ansbach (Reitbahn 5) |
Donnerstag, 20.06.2024, 16:30 – 18:00 Uhr |
Wie die Simon-Marius-KI das Sprechen lernt – nebst einer Einführung in neuronale Netze und maschinelles Lernen Johannes Scholl, AN[ki]T – Zentrum für angewandte KI und Transfer der Hochschule Ansbach (Rettistraße 56) |
Donnerstag, 20.06.2024, 19:00 – 22:00 Uhr |
Gemeinsames Abendessen |
Freitag, 21.06.2024, 09:00 – 09:30 Uhr |
Registrierung am Tagungsstand |
Freitag, 21.06.2024, 09:30 – 09:45 Uhr |
Grußwort Thomas Deffner, Oberbürgermeister der Stadt Ansbach |
Freitag, 21.06.2024, 09:45 – 10:00 Uhr |
Einführung in die Tagung Pierre Leich und Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt |
Freitag, 21.06.2024, 10:00 – 10:30 Uhr |
„Sternwarten“ in der Zeit von Simon Marius Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt, Universität Hamburg Galileo Galilei (1564–1641 jul./1642 greg.) ist in die Geschichte eingegangen, weil er ein Fernrohr baute und es zum Himmel richtete; seine revolutionären Entdeckungen publizierte er in seinem Werk „Sidereus Nuncius“ von 1610). In diesem Vortrag sollen die Beiträge der frühen Astronomen der Renaissance und Barockzeit beleuchtet werden, die zur Entwicklung des astronomischen Weltbildes beigetragen haben. Die Einführung des Fernrohrs im 17. Jahrhundert ist verbunden mit einer Reihe spektakulärer Entdeckungen. Nur einen Tag nach Galilei entdeckte fränkische Astronom Simon Marius (1573–1624) die Jupitermonde, veröffentlicht in seinem Werk „Mundus Iovialis“ von 1614). Doch wie sahen die Sternwarten und Beobachtungsorte der frühen Astronomen aus, die Winkelmessinstrumente oder Teleskope benutzten? Eine spezielle Architektur von Observatorien entwickelte sich erst im 18. Jahrhundert. Gedenktafel für Simon Marius' Entdeckung der Jupitermonde und Ansbacher Renaissance Schloß |
Freitag, 21.06.2024, 10:30 – 10:45 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 21.06.2024, 10:45 – 11:15 Uhr |
Von Herrschern und Himmelsdeutern – der Astronom Simon Marius am Hof der Ansbacher Markgrafen Dr. Wolfgang F. Reddig, Leiter Markgrafen-Museum und Stadtarchiv Ansbach Als Hofastronom gehörte Simon Marius zum Hofstaat des Markgrafen Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach. An der Fürstenschule von Heilsbronn ausgebildet, studierte er in Padua auf Kosten seines Landesherrn Medizin. Seine Entdeckung der Jupitermonde nannte er „Brandenburgische Gestirne“. Die Akteure am Markgrafenhof werden im Vortrag ebenso thematisiert, wie die Verbindung von Körper und Kosmos in der Zeit um 1600. Panoramaansicht auf die befestigte Stadt Onoltzbach (Ansbach); Kupferstich aus der Topographia Franconiae von Matthäus Merian, Frankfurt a.M. 1648; Stadtarchiv Ansbach |
Freitag, 21.06.2024, 11:15 – 11:30 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 21.06.2024, 11:30 – 12:00 Uhr |
Beobachtungen und Theorien zur „stella nova“ von 1604 durch Simon Marius und Galileo Galilei Prof. Dr. Ralph Neuhäuser, Universität Jena (Ko-Autoren: Dagmar L. Neuhäuser, Merano, und Matteo Cosci, U Ca'Foscari, Venezia) Simon Marius und sein Student Baldessar Capra haben in Padua als einige der Ersten den neuen Stern vom Oktober 1604 beobachtet, heute bekannt als Supernova SN 1604. Ihre Aufzeichnungen zu Helligkeit und Farbe an den ersten Abenden sind sehr wertvoll für die Rekonstruktion der Lichtkurve und Farbentwicklung, Galilei beobachtete erst später und berichtete dann ebenfalls Helligkeit und Farbe. Aus solchen Daten kann man im Prinzip schließen, um welchen Supernova-Untertypen es sich handelte, also was für ein Stern bzw. Sterne explodiert sind. Marius und Galilei stimmten darüber ein, dass der neue Stern durch die nahegelegenen Planetenkonjunktion entstand. Der Vortrag präsentiert nicht nur überarbeitete und erweiterte Lichtkurven und Farbentwicklungen für die Supernovae von 1604 und 1572, sondern diskutiert auch die Theorien zum neuen Stern von Marius und Galilei. Illustration aus Johannes Keplers Buch De Stella Nova in Pede Serpentarii (Über den neuen Stern am Fuße des Ophiuchus), die den Ort der Supernova von 1604 am rechten Fuß des Schlangenträgers (N) zeigt; Wikipedia |
Freitag, 21.06.2024, 12:00 – 12:15 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 21.06.2024, 12:15 – 13:15 Uhr |
Empfang der Stadt Ansbach mit Mittagessen |
Freitag, 21.06.2024, 13:15 – 13:45 Uhr |
Eine lange (optische) Geschichte. Die forensische Untersuchung des Simon Marius zugeschriebenen Fernrohrs im Deutschen Museum Dr. Michael Korey, Oberkonservator am Mathematisch-Physikalischen Salon der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Schon bei der Eröffnung des Deutschen Museums gehörte ein mehrere Meter langes Fernrohr aus Metallblech zum Bestand, eine Tafel pries das Instrument als das „Original-Fernrohr des Simon Marius, welcher 1610 die Monde des Jupiters beobachtet hat“. Was ist aber an dieser Geschichte dran – oder zumindest am ersten Teil der Beschriftung? Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts auf der Spur der weltältesten Linsenfernrohre haben Marvin Bolt (z. Zt. Bibliotheca Hertziana, Rom) und der Verfasser die Materialität und Optik Hunderte Instrumente in öffentlichen Museen und Privatsammlungen untersucht. Der reich bebilderte Vortrag beschreibt die verwendeten Methoden und stellt ausgewählte Schlüsselerkenntnisse vor, u.a. zum Marius zugeschriebenen Fernrohr. Dabei werden wir sehen, wie Elemente der handwerklichen Praxis, der Optik, der Archivkunde und der Ikonographie ineinandergreifen, um uns zu helfen, die Geschichte dieses scheinbar allzu bekannten Instruments „neu zu sehen“. |
Freitag, 21.06.2024, 13:45 – 14:00 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 21.06.2024, 14:00 – 14:30 Uhr |
Geo-heliozentrische Weltsysteme von Martianus Capella zu Giovanni Battista Riccioli – ein historischer Überblick Thony Christie, Spardorf Ein geo-heliozentrisches Weltsystem ist ein geozentrisches Weltsystem, in dem ein oder mehrere Planeten die Sonne umkreisen, die wiederum die Erde umkreist. Das bekanntestes geo-heliozentrisches Weltsystem ist das von Tycho Brahe, in dem die fünf Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn die Sonne umkreisen, die zusammen mit dem Mond die Erde umkreist. Simon Marius propagierte dasselbe geo-heliozentrisches Weltsystem, von dem er behauptete, es unabhängig von Tycho entwickelt zu haben. Manche Leute bezweifeln dies, aber historisch haben mehrere Astronomen solche Systeme unabhängig von Tycho entwickelt. Dieser Vortrag skizziert die gesamte Geschichte solche geo-heliozentrische Weltsysteme. Aratus, ms Voss. lat. Q79, fol. 93v; Leiden Universiteitsbibliotheek via Wikimedia Commons |
Freitag, 21.06.2024, 14:30 – 14:45 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 21.06.2024, 14:45 – 15:15 Uhr |
Scheiner, Cysat und Descartes. Kontroversen zum Heliozentrismus in der Zeit des Simon Marius Ass.-Prof. Dr. Olivier Ribordy, Universität Wien Mittels einer systematischen Anwendung des Fernrohrs können ab Anfang des 17. Jh. bis dahin gestellte Hypothesen über das Universum durch naturwissenschaftliche Beobachtungen überprüft werden. Das traditionelle, geozentrische Weltbild, das bei den Philosophen insbesondere durch die aristotelischen Schriften vermittelt wurde, droht somit ins Schwanken zu geraten.
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Freitag, 21.06.2024, 15:15 – 15:30 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 21.06.2024, 15:30 – 16:00 Uhr |
7½-mal der Zweite – wie der Ansbacher Hofastronom Simon Marius regelmäßig zu spät kam Pierre Leich, Simon Marius Gesellschaft Wie oft kann ein Wissenschaftler zu spät kommen? Der markgräfliche Hofastronom Simon Marius bringt es Anfang des 17. Jahrhunderts auf erstaunliche 7½-mal. Am bekanntesten ist die Plagiatsaffäre mit Galileo Galilei um die Entdeckung der Jupitermonde. Aber auch bei Supernova, Venusphasen und dem Andromedanebel war Marius jeweils Zweiter. Von der Erfindung des Teleskops hörte Marius wohl als erster Astronom – zumindest außerhalb der Niederlande -, aber leider klappte der Nachbau nicht, was wertvolle Zeit kostete. Auch mit einer Euklidübersetzung und dem tychonischen Weltsystem war er nicht der Erste. In gewissem Sinn ist selbst seine Jupitermondbenennung die Zweite, obwohl die Internationale Astronomische Union im 20. Jahrhundert seine Vorschläge übernahm.
Im Prognosticon Astrologicum auf das Jahr 1612 erklärt Marius die Venusphasen, die er als Beleg betrachtet, dass die Venus um die Sonne kreist. Drei Monate vor Marius sichert Galilei seine Priorität durch ein Buchstabenrätsel. Staatsarchiv Nürnberg, Exemplar: Fürstentum Brandenburg-Ansbach, Staats- und Schreibkalender (129), Nr. 274 |
Freitag, 21.06.2024, 16:00 – 16:15 Uhr |
Diskussion |
Freitag, 21.06.2024, 16:15 – 16:40 Uhr |
Kaffeepause |
Freitag, 21.06.2024, 16:40 – 17:00 Uhr |
Erstmalige Verleihung des Simon-Marius-Preises an Prof. Dr. Jay M. Pasachoff (posthum) Laudatio: Daniel Fischer, Bochum [live zugeschaltet]
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Freitag, 21.06.2024, 17:00 – 17:20 Uhr |
Measuring the Spheres – Incremental and Revolutionary Change in the Time of Marius Dr. Karl Galle, Silver Spring, MD, USA [connected live] Marius may be most famous for the timing of his early observations of Jupiter’s moons and his attempts to establish their periodic orbits, but a substantial portion of his Mundus Iovialis is devoted to questions of space rather than time, including meticulous attempts to assess the physical dimensions of the entire Jovian system. This was only one part of his broader attempts to apply quantitative measurements to the celestial spheres, including revised estimates for the diameters of each of the planetary bodies. While these parameters ultimately proved not very successful – in part due to the poorly understood optical properties of early telescopes – they are worth understanding as a feature of his era’s incremental but persistent efforts to understand the overall spatial dimensions of the cosmos even while heated debates were occurring separately over the order of the celestial spheres. Simon Marius, Astronomische und Astrologische Beschreibung deß Cometen, Nürnberg 1619 |
Freitag, 21.06.2024, 17:20 – 17:30 Uhr |
Discussion |
Freitag, 21.06.2024, 17:30 – 17:50 Uhr |
Simon Marius and the Challenging History of other Earths Prof. Christopher M. Graney, Jefferson Community & Technical College, ret., KY, USA [connected live] Like all Tychonian astronomers, Marius tended to keep the stars close and small. There was a very good reason for doing so; the alternative, the one available to non-Tychonian (that is, Copernican) astronomers, was that the stars had to be distant and huge. These alternatives of close-and-small or distant-and-huge rule out a third, very popular and influential idea—namely that the stars are distant and small, that is, Sun-like, as Giordano Bruno had supposed. He had envisioned Sun-like stars, orbited by Earth-like inhabited planets. Thus, there were conflicts between star observations such as those of Marius and the popular supposition of a universe full of inhabited planets. Otto von Guericke, Experimenta nova Magdeburgica de vacuo spatio, 1672 |
Freitag, 21.06.2024, 17:50 – 18:00 Uhr |
Discussion |
Freitag, 21.06.2024, 18:00 – 18:10 Uhr |
Verabschiedung Pierre Leich und Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt |
Freitag, 21.06.2024, 19:00 – 22:00 Uhr |
Gemeinsames Abendessen |
Samstag, 22.06.2024, 09:30 – 11:00 Uhr |
Führung durch Ansbach mit Schwerpunkt Simon Marius Alexander Biernoth, Frankenbund e.V. Treffpunkt: Tagungszentrum Onoldia |
Veranstalter: | Arbeitskreis Astronomiegeschichte der Astronomischen Gesellschaft e.V. (AKAG) und Simon Marius Gesellschaft e.V. (SiMaG) |
Ort: | Tagungszentrum Onoldia, Nürnberger Straße 30/Hofwiese 1 in 91522 Ansbach
Vorträge im Simon-Marius-Saal, Pausen mit Verköstigung im Foyer |
Konzeption: | Tagungsleitung:
Pierre Leich (Chair für den Vormittag) und Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt (Chair für den Nachmittag), weiterer Chair für den Nachmittag: Thony Christie Tagungsteam: SiMaG-Geschäftsführung und Website: Norman Anja Schmidt Pressearbeit: Rick Weihermann Tagungsbüro: Patricia Oerter und Alexandra Simion Videodokumentation: Björn Pucks |
Kooperationspartner: | ART & Friedrich e.V.
Stadt Ansbach, Referat für Kultur und Tourismus |
Förderer: | Zukunftsstiftung der Stadtsparkasse Nürnberg für die Stadt Nürnberg
Hermann Gutmann Stiftung Staedtler-Stiftung Stadt Nürnberg Stadt Ansbach Stadt Gunzenhausen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Europäische Metropolregion Nürnberg, Forum Wissenschaft Bezirk Mittelfranken Vereinigte Sparkassen Gunzenhausen Stiftung Vereinigte Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach Eva und Kurt Schneider Stiftung Astronomische Gesellschaft in der Metropolregion Nürnberg Hilterhaus-Stiftung N-Ergie Kost-Pocher’sche Stiftung Hochschule Ansbach, AN[ki]T – Zentrum für angewandte KI und Transfer NOSCC ART & Friedrich Kaller & Kaller |
Begleitprogramm: | Ausstellung: Vier Mitmachexponate zu Simon Marius und der Astronomie am Übergang zur Neuzeit von Rudolf Pausenberger
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