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Leitfossilien der Astronomie

Entwicklungsgeschichte und Kristallisationspunkte der Sternkunde von der Antike bis in die Gegenwart

Im Internationalen Jahr der Astronomie widmet sich die „Leitfossilien“-Reihe des Bildungszentrums Nürnberg acht herausragenden Astronomen aus zwei Jahrtausenden. Die Referenten stellen allgemein verständlich die Entwicklungsgeschichte und Kristallisationspunkte der Sternkunde vor. Damit werden die wichtigsten Stationen der Entwicklung hin zum modernen naturwissenschaftlichen Weltbild aufgezeigt. Die Reihe beginnt mit Ptolemaios beim geozentrischen Weltbild der Antike, führt über das heliozentrische Weltbild mit Copernicus, Galilei und Kepler bis zur Entdeckung der Expansion des Universums durch Hubble und der Erforschung Schwarzer Löcher durch Wissenschaftler wie Stephen Hawking. Dabei wird außer auf das Werk auch auf das Leben der Wissenschaftler eingegangen, das oft genauso spannend ist wie die Erkenntnisse, die von ihnen ausgingen.

Mittwoch, 07.10.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Klaudios Ptolemaios und der geozentrische Kosmos

Prof. Dr. Alfred Stückelberger, Universität Bern

Dass der griechische Astronom Ptolemaios, der Hauptvertreter des nach ihm benannten „ptolemäischen“ (d.h. geozentrischen) Weltbildes, die astronomischen Vorstellungen über die Antike hinaus das ganze Mittelalter hindurch bis hin zur sog. „Copernicanischen Wende“ geprägt hat, ist allgemein bekannt. Wenig bekannt dagegen ist, dass Ptolemaios – in Kenntnis bereits vor ihm entworfener heliozentrischer Konzepte – das geozentrische Modell nicht aus starrem Konservativismus, sondern aufgrund von durchaus schlüssigen mathematischen Überlegungen vertreten hat, die auch Copernicus und Galilei nicht widerlegen konnten.

Mittwoch, 14.10.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Peuerbach und Regiomontanus: Die Wiedergeburt der mathematischen Astronomie in das 15. Jahrhundert

Thony Christie, Erlangen

Die griechische mathematische Astronomie fand ihren Höhepunkt mit der Veröffentlichung der Syntaxis Mathematiké von Ptolemäus, aber in nicht viel mehr als zwei Jahrhunderten war die mathematische Astronomie komplett aus Europa verschwunden. Ihre Wiedergeburt musste auf die Arbeit von dem Österreicher Georg Peuerbach und seinen berühmten Studenten Johannes Müller aus Unterfrankischen Königsberg, besser bekannt als Regiomontanus, im 15. Jahrhundert warten. Dieser Vortrag handelt von Leben und Arbeit dieser zwei Renaissance-Astronomen und ihrem Einfluss auf die weite Entwicklung der Astronomie.

Mittwoch, 21.10.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Nicolaus Copernicus – Wegbereiter zu einem neuen Weltbild

Dr. Jürgen Hamel, Archenhold-Sternwarte Berlin

Die tägliche Erfahrung zeigt uns den Stillstand der Erde und die Bewegung des Himmels um uns. Darauf baute Aristoteles sein physikalisches System. Als Copernicus 1543 meinte, dass alles ganz anders sei, fand er kaum Zustimmung. Alles sprach dagegen: Erfahrung, Physik, Bibel - und doch hatte er recht. Sein System stürzte nicht nur die Astronomie, sondern ein ganzes Weltbild um. Und das war alles gar nicht so einfach.

Mittwoch, 28.10.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Galileo Galilei – Propagandist des heliozentrischen Weltsystems

Pierre Leich, Nürnberger Astronomische Gesellschaft

Obwohl sich Galilei seit dem Prozess der römischen Inquisition gegen ihn die Gunst des Publikums erworben hat, konnte er doch keine Beweise für die heliozentrische Lehre vorbringen. Hinter den Legenden um Galilei klärt der Vortrag auf, um was es bei dem Prozess tatsächlich ging und welche Beiträge Galilei zur Entstehung der neuzeitlichen Naturwissenschaft leistete.

Mittwoch, 04.11.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Johannes Keplers Leben und Werk – eingebettet in einen Streifzug durch Raum und Zeit

Prof. Dr. Manfred Fischer, Vorsitzender der Kepler-Gesellschaft

Der Vortrag stellt zunächst Keplers Leben und Werk zwischen Renaissance, Reformation und Aufklärung vor, bevor der Referent Keplers „Kampf mit dem Mars“ zeigt. Den Abschluss bildet die Frage, was Kepler gern gesehen hätte.

Mittwoch, 18.11.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Stephen Hawkings Universum – Schwarze Löcher und der Urknall

Rüdiger Vaas, Bild der Wissenschaft

„Mein Ziel ist einfach: Das vollständige Verständnis des Universums - warum es ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert“, schrieb Stephen Hawking einmal. Der berühmteste Physiker der Gegenwart und seine Kollegen wollen jetzt auch diese letzte Grenze der menschlichen Erkenntnis überwinden. Haben Raum, Zeit, Materie und Energie begonnen oder sind sie ewig? Wie kam es zum Urknall? Und was geschieht im Inneren der Schwarzen Löcher?

Mittwoch, 25.11.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Friedrich Wilhelm Herschel – Innovationen durch einen Außenseiter

Prof. Dr. Fritz Krafft, ehem. Philipps-Universität Marburg

Friedrich Wilhelm (William) Herschel, 1738–1822, wirkte als Oboist im Musikkorps des Hannoverschen Garderegiments, desertierte 1757 und ging nach England. Hier erwarb er sich rasch einen guten Ruf als geachteter Musiklehrer und Komponist, fand aber seit Anfang der 1770er Jahre von der theoretischen Musik über andere Zweige der Mathematik zur Astronomie, zu deren praktischer Ausübung er sich der Optik und Anfertigung von Spiegelteleskopen widmete. Ohne von der professionellen Astronomie geprägt zu sein, gelangen ihm als Autodidakt und Seiteneinsteiger mit seinen leistungsstärksten Teleskopen und neuartigen Methoden (Durchmusterung und Sterneichung) Erkenntnisse, mit denen er seiner Zeit weit voraus war: Beispielsweise entdeckte er den ersten Planeten seit den Babyloniern, erschloss die Doppelsterne der Himmelsmechanik als neue Objekte, entdeckte Tausende von Nebeln und Sternhaufen, die er nach Entwicklungsstadien klassifizierte, und führte damit die historische Dimension in die Astronomie ein, entwickelte erste empirisch gestützte Vorstellungen von der Gestalt und Ausdehnung unserer Milchstraße als Galaxie und dem Ort der Sonne darin, wies ihre Bewegung und deren Richtung nach und entdeckte die infrarote Wärmestrahlung des Lichtes.

Mittwoch, 02.12.2009, 19:00 – 20:30 Uhr

Edwin Powell Hubble – Die Entdeckung der Expansion

Prof. Dr. Hanns Ruder, Universität Tübingen

Jahrtausende lang waren die Menschen davon überzeugt, dass der gestirnte Himmel unveränderlich ist. Selbst Albert Einstein hat 1919, als er im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie das erste kosmologische Modell entwarf, extra eine kosmologische Konstante eingeführt, damit ein statisches Universum möglich wurde. Die Entdeckung von Hubble 1929, dass das Universum expandiert, war der Beginn der modernen Kosmologie, die uns jetzt seit 80 Jahren und mit Sicherheit noch viel länger immer neue und überraschende Erkenntnisse über das Universum liefert.

Veranstalter: Bildungszentrum Nürnberg, Fachteams Naturwissenschaften und Planetarium
Ort: Nicolaus-Copernicus-Planetarium, Am Plärrer 41, jeweils Mittwoch 19:00 - 20:30 Uhr, Einzelkarte vor Ort je 7 €, ermäßigt 5 € (Reihe 40 €, BZ-Kurs-Nr. 00 820)
Konzeption: Cauchy-Forum-Nürnberg e.V.
Kooperationspartner: Institut für Philosophie der Universität Erlangen-Nürnberg
Veröffentlichte Dateien: Flyer