Personen-Lexikon

Lexikon der Referenten der „Leitfossilien“-Reihe und weiterer Wissenschaftler

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Prof. Dr. Fritz Krafft

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Fritz Krafft war 1988–2000 Professor für Geschichte der Naturwissenschaft und der Pharmazie sowie Direktor des in Deutschland einmaligen Instituts für Geschichte der Pharmazie an der Philipps-Universität Marburg. Er hatte sich nach einem Studium der Klassischen Philologie (Promotion 1962), Philosophie und Physik 1968 in Hamburg für Geschichte der Naturwissenschaft habilitiert und war danach von 1970 bis 1988 Professor für dieses Fachgebiet am Fachbereich Mathematik der Universität Mainz gewesen.

Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften, der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt sowie der Académie Internationale d’Histoire des Sciences und war Präsident unter anderen 1976–1983 der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte und 1983–1989 des Nationalkomitees der Bundesrepublik Deutschland in der International Union of the History and Philosophy of Science (Division of History of Science). Seine Arbeiten zur allgemeinen Wissenschaftsgeschichte betreffen vornehmlich Umbruchsituationen in den Wissenschaften sowie Entstehungsphasen neuer Disziplinen, Theorien und des naturwissenschaftlichen Denkens überhaupt; sie reichen zeitlich von der Antike über die Renaissance und die Frühe Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert, inhaltlich von der Physik und Astronomie bis hin zur Pharmazie und allgemeinen Wissenschaftsgeschichte und haben ihren Niederschlag gefunden in mehr als 450 Aufsätzen und Beiträgen zu Handbüchern und Sammelwerken, von denen viele als pdf-Dateien herunterzuladen sind. Darüber hinaus ist er Autor und Herausgeber von mehr als 50 Büchern, Gründer und 1978–2007 Herausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift ‘Berichte zur Wissenschaftsgeschichte’ sowie Herausgeber der Reihen ‘Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie’, ‘Natur – Wissenschaft – Theologie. Kontexte in Geschichte und Gegenwart’ und ‘Bibliothek des verloren gegangenen Wissens (Naturwissenschaften)’. Viele Jahre war er Mitherausgeber von 'Sudhoffs Archiv. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte'.

Als letzte Bücher von ihm erschienen:

- 1999 bei Wiley-VCH in Weinheim das Lexikon großer Naturwissenschaftler Vorstoß ins Unerkannte; in ihm wird der Versuch unternommen, die wissenschaftlichen Leistungen der aufgenommenen Naturforscher seit der Antike nicht nur zu benennen, sondern auch aus dem jeweiligen biographischen, institutionellen und wissenschaftlichen Kontext heraus zu begründen (von diesem ‚Longseller‘ ist inzwischen eine mehrmals aufgelegte Lizenzausgabe im Fourier-Verlag Wiesbaden erschienen, die das Buch fast zu einem ‚Bestseller‘ hat werden lassen);

- 1999 eine Studie mit dem Titel: »... denn Gott schafft nichts umsonst!« Das Bild der Naturwissenschaft vom Kosmos im historischen Kontext des Spannungsfeldes Gott – Mensch – Natur im LIT Verlag Münster, in der die Geschichte kosmologischer Ideen im Zusammenhang der Auseinandersetzung von Naturwissenschaft und Theologie dargestellt wird;

- ebenfalls 1999 in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft in Stuttgart eine kultur, religions- und wissenschaftshistorische Einordnung des berühmten Ärztefrieses am Erker der Rathaus-Apotheke von Lemgo aus dem Jahre 1612 mit dem Titel: »Die Arznei kommt vom Herrn, und der Apotheker bereitet sie« – Biblische Rechtfertigung der Apothekerkunst im Protestantismus: Apotheken-Auslucht in Lemgo und Pharmako-Theologie;

- zum Sinnbildmotiv ‘Christus als Apotheker’ neben zahlreichen Aufsätzen 2001 eine erste monographische Studie innerhalb der Schriften der Universitätsbibliothek Marburg mit dem Titel: Christus als Apotheker. Ursprung, Aussage und Geschichte eines christlichen Sinnbildes, sowie zu der Ausstellung, die er im Winter 2002/2003 im Museum Altomünster gezeigt hat, ein Begleitbuch mit Katalog, der auch die mehr als 50 Exponate im Bild vorstellt, mit dem Titel: Christus ruft in die Himmelsapotheke – Die Verbildlichung des Heilandsrufs durch Christus als Apotheker;

- in der von ihm herausgegebenen Reihe ‘Bibliothek des verloren gegangenen Wissens’ des Marix-Verlag erschienen bisher mit jeweils ausführlicher Einleitung: Johannes Kepler, Astronomia nova (2005), Johannes Kepler – Was die Welt im Innersten zusammenhält (2005), Georgius Agricola: Handbuch der Mineralogie (2006), Georg Christoph Lichtenberg: Physikvorlesung (2007);

- in der Reihe ‘marix wissen’ 2007 seine Biographien-Sammlungen Die wichtigsten Naturwissenschaftler im Porträt (3., durchgesehene Auflage 2014) sowie Die bedeutendsten Astronomen.

- 2008 im Rauner-Verlag seine Ausgabe von Vorträgen Nikolai N. Stuloffs unter dem Titel: Axiom, Exaktheit und Methodenreinheit. Historische Beiträge zum Wandel von Konzepten der Mathematik.

- als Digitalisat sind auch Vorlesungen abrufbau wie „Geschichte der (spekulativen) Atomistik bis John Dalton“.

Curriculum Vitae

1935 Geboren in Hamburg
1955 – 1962 Studium der Klassischen Philologie, Philosophie und Geschichte der Naturwissenshaften an der Universität Hamburg
1962 Promotion an der Universität Hamburg zum Dr. phil.
1962 – 1963 Studium der Physik an der Universität Hamburg
1962 – 1968 Wissenschaftlicher Assistent, Institut für Geschichte der Naturwissenschaften der Universität Hamburg
1968 Habilitation für Geschichte der Naturwissenschaft
1968 – 1970 Privatdozent und Wissenschaftlicher Oberassistent, Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Universität Hamburg
1970 – 1988 Professor für Geschichte der Naturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
1988 – 2000 Professor für Geschichte der Pharmazie und Naturwissenschaft und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Geschichte der Pharmazie der Philipps-Universität Marburg
1989 – 2000 Mitglied des Konvents der Philipps-Universität Marburg (1991-1992 Vorstandsmitglied, 1992-2000 Mitglied des Ständigen Ausschusses für Haushaltsangelegenheiten und Entwicklungsplanung)
1993 – 1994 Dekan des Fachbereichs Pharmazie der Philipps-Universität Marburg (1992/93: Prädekan; 1994/95 Prodekan)
Seit 2014 Mitglied der Simon Marius Gesellschaft (SiMaG)

Vorträge bei uns

11.10.2017 19:00 – 20:30 Platon, Aristoteles und die Vorsokratiker Einfach genial
15.10.2014 19:00 – 20:30 Johannes Regiomontanus und der Renaissance-Humanismus GestHirne über Franken
13.11.2010 14:00 – 14:45 Heilandsruf und Rechtfertigungslehre: Der Siegeszug eines protestantischen Sinnbildmotivs Mathematik und Naturwissenschaften in der Zeit von Philipp Melanchthon
25.11.2009 19:00 – 20:30 Friedrich Wilhelm Herschel – Innovationen durch einen Außenseiter Leitfossilien der Astronomie
14.10.1999 19:00 – 20:30 Johannes Kepler – Die neue Astronomie Leitfossilien naturwissenschaftlichen Denkens II